IGBT Funktionsweise und Besonderheiten

Adrachin:

Erkläre die Funktionsweise und besonderheit von IGBT Bipolartransistor mit isolierter Gate-Elektrode

LiquidGPT:

Der IGBT (Insulated Gate Bipolar Transistor) ist ein elektronisches Halbleiterbauelement, das die Vorteile von MOSFETs und Bipolartransistoren kombiniert. Er wird vor allem in Anwendungen mit hohen Spannungen und Leistungen eingesetzt, wie z. B. in Wechselrichtern, Motorsteuerungen und Schaltstromversorgungen.


Aufbau und Funktionsweise

Ein IGBT besteht aus zwei Hauptteilen:

  1. MOSFET-Teil: Dieser Teil bildet das Eingangsgatter und steuert den Stromfluss durch das Bauelement.
  2. Bipolartransistor-Teil: Dieser Teil ist für die eigentliche Stromverstärkung und Spannungsfestigkeit verantwortlich.

Das Bauteil besitzt drei Anschlüsse:

Funktionsweise:

  1. Steuerung durch Gate-Spannung: Das Gate ist durch eine isolierende Oxidschicht vom Rest des Bauteils getrennt, ähnlich wie bei einem MOSFET. Eine angelegte Spannung am Gate (gegenüber dem Emitter) erzeugt ein elektrisches Feld, das den Leitkanal im Halbleiter öffnet oder schließt.

  2. Leitung des Hauptstroms: Wenn eine ausreichend hohe Spannung am Gate angelegt wird, wird der MOSFET-Teil leitend und ermöglicht den Stromfluss zwischen Collector und Emitter durch den Bipolartransistor-Teil.

  3. Ausschalten: Wenn die Gate-Spannung entfernt wird, unterbricht der MOSFET-Teil den Leitkanal und der Hauptstromfluss stoppt.


Besonderheiten des IGBT

  1. Hohe Spannungsfestigkeit: Der Bipolartransistor-Teil ermöglicht das Schalten von hohen Spannungen (typisch 600–3300 V oder mehr).

  2. Niedriger Leitungsverlust: Der IGBT hat geringere Leitungsverluste bei hohen Strömen, da der Bipolartransistor eine geringe Sättigungsspannung (V_CE(sat)) aufweist.

  3. Steuerung mit niedriger Leistung: Die Steuerung erfolgt wie beim MOSFET durch ein elektrisch isoliertes Gate, was nur einen geringen Steuerstrom erfordert.

  4. Robustheit: Der IGBT ist thermisch stabil und kann hohe Ströme bewältigen.

  5. Langsameres Schaltverhalten: Im Vergleich zu MOSFETs schaltet der IGBT langsamer, da der Bipolartransistor eine gewisse Ladungsspeicherung aufweist.


Vergleich: IGBT vs. MOSFET

Eigenschaft IGBT MOSFET
Schaltgeschwindigkeit Langsamer (bedingt durch Ladungsspeicherung) Sehr schnell
Spannungsfestigkeit Sehr hoch (bis mehrere kV) Mittel (bis etwa 1000 V)
Leitungsverluste Gering bei hohen Strömen Höher bei hohen Strömen
Steueraufwand Gering (wie MOSFET) Gering

Anwendungsbereiche

Durch seine Kombination aus einfacher Ansteuerung und hoher Belastbarkeit ist der IGBT eines der wichtigsten Bauelemente in der Leistungselektronik.

Adrachin:

was bedeutet in diesem Zusammenhang Bipolalar?

LiquidGPT:

In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff bipolar auf die Funktionsweise des Bipolartransistor-Teils eines IGBT (Insulated Gate Bipolar Transistor). Der Begriff beschreibt die Art, wie der Stromfluss im Halbleiter erfolgt und welche Ladungsträger (Elektronen und Löcher) daran beteiligt sind.


Bedeutung von bipolar:


Bipolar im IGBT:

Der IGBT vereint Eigenschaften eines MOSFETs (unipolar) und eines Bipolartransistors (bipolar):

  1. Das Steuersignal wird über das isolierte Gate angelegt (MOSFET-Verhalten), wodurch der Kanal geöffnet oder geschlossen wird.
  2. Der Hauptstromfluss erfolgt jedoch durch den Bipolartransistor-Teil, der bipolar arbeitet.

Warum ist die bipolare Leitfähigkeit wichtig?

Die bipolare Leitfähigkeit im IGBT bietet folgende Vorteile:

  1. Geringere Leitungsverluste: Durch die Nutzung von Elektronen und Löchern wird der spezifische Widerstand des Materials reduziert, was zu einem niedrigeren Spannungsabfall (V_CE(sat)) im leitenden Zustand führt.
  2. Höhere Stromdichte: Bipolare Bauelemente können höhere Ströme transportieren, da beide Ladungsträgerarten aktiv an der Leitfähigkeit beteiligt sind.

Unterschied zu unipolaren Bauelementen wie MOSFETs

Eigenschaft Bipolartransistor (z. B. im IGBT) Unipolar (z. B. MOSFET)
Ladungsträger Elektronen und Löcher Nur Elektronen (n-Kanal) oder Löcher (p-Kanal)
Widerstand im leitenden Zustand Gering (bei hohen Strömen) Höher bei vergleichbarer Spannung
Leistungsfähigkeit Hohe Spannungen und Ströme Schnellere Schaltzeiten, aber geringere Spannungen

Zusammengefasst beschreibt bipolar im Zusammenhang mit dem IGBT die Fähigkeit, Strom mit beiden Arten von Ladungsträgern zu leiten. Das macht den IGBT effizienter für Hochleistungsanwendungen im Vergleich zu unipolaren Bauelementen wie MOSFETs.

Adrachin:

Bisher habe ich nur von Elektronen gehört. Was sind Löcher?

LiquidGPT:

Löcher (im englischen „holes“) sind ein Konzept aus der Halbleiterphysik, das hilft, das Verhalten von Elektronen und Stromfluss in Halbleitermaterialien zu beschreiben. Sie sind keine physikalischen Teilchen wie Elektronen, sondern vielmehr ein nützliches Modell zur Beschreibung von Elektronenbewegungen in Materialien.


Was ist ein Loch?

Ein Loch entsteht, wenn ein Elektron aus der Valenzschale eines Atoms in einem Halbleiter entfernt wird. Der Platz, den das Elektron hinterlässt, wird als Loch bezeichnet. Es verhält sich so, als ob dort eine positive Ladung übrig bleibt.

Beispiel:

  1. In einem Halbleiter (wie Silizium) sind Elektronen in den Valenzbändern an Atome gebunden.
  2. Wenn ein Elektron genug Energie erhält (z. B. durch Wärme oder Licht), kann es aus der Valenzschale in das Leitungsband springen.
  3. Dadurch bleibt in der Valenzschale des ursprünglichen Atoms ein “fehlender Elektronenplatz” – das sogenannte Loch.

Warum spricht man von Löchern als positiven Ladungsträgern?


Bewegung von Löchern

Die Bewegung von Löchern im Halbleiter erfolgt indirekt:

  1. Ein Elektron aus einem benachbarten Atom springt in das Loch, wodurch das Loch an eine andere Position „wandert“.
  2. Dieser Prozess wiederholt sich, wodurch das Loch so aussieht, als ob es sich selbst durch den Halbleiter bewegt.

Elektronen vs. Löcher

Eigenschaft Elektronen Löcher
Ladung Negativ (-1e) Positiv (+1e)
Teilchenart Reales physikalisches Teilchen Abstraktes Konzept
Bewegungsrichtung Fließt entgegengesetzt zum Stromfluss Fließt in Richtung des Stromflusses

Rolle von Löchern in Halbleitern

  1. p-Typ-Halbleiter: In p-Typ-Halbleitern (dotiert mit Akzeptoratomen) dominieren die Löcher als Ladungsträger. Sie entstehen durch die Einführung von Atomen mit einer Elektronenschale weniger (z. B. Bor in Silizium).

  2. n-Typ-Halbleiter: Hier dominieren Elektronen als Ladungsträger. Löcher sind jedoch weiterhin präsent, wenn auch in geringerer Konzentration.

  3. pn-Übergang: In Bauelementen wie Dioden und Transistoren spielen Elektronen und Löcher gemeinsam eine Rolle, insbesondere beim Ladungsaustausch zwischen n- und p-Typ-Bereichen.


Analogie zur Veranschaulichung

Stellen Sie sich ein Loch in einem Sandstrand vor:

Ähnlich ist es bei Löchern in einem Halbleiter: Die Elektronen springen hinein und das Loch “bewegt” sich.


Löcher sind also ein wichtiger Bestandteil der Halbleiterphysik und ermöglichen zusammen mit Elektronen den Stromfluss in Bauelementen wie Transistoren, Dioden und IGBTs.